Gastbeitrag: Reisebericht #AMS420

Blogger versuchen stets alle davon zu überzeugen, selbst zu bloggen. Seine Gedanken, Informationen und Probleme mit anderen zu teilen bringt uns Gesellschaftlich nach vorne. Und nachdem mein guter Freund Manuel mich davon überzeugt hat, auf eine Ausnahmegenehmigung hinzuarbeiten, hab ich ihn davon überzeugt, auch zu bloggen. Stolz darf ich auch verkündigen, dass der geniale Name seines Blogs, “Ausnahmemedizin” auf meinen Mist gewachsen ist. Als Cannabispatient hat er viel zu erzählen und ich freue mich auf seine Beiträge. Belohnt ihn bitte mit ähnlichen Besucherzahlen wie mich! Sein Gastbeitrag (hier auch in seinem Blog) gibt seine Erfahrungen auf dem SmokeOut im April wieder. Bevor alle gleich meckern: Er darf unter dem Einfluss von Cannabis Auto fahren und hat dies auch schriftlich bestätigt.

Am 20.04.2013 war es so weit: Ich habe mich mit der Truppe von “Kein Wietpas!” und ein paar anderen Leuten aus der deutschen Aktivistenszene in Amsterdam zum Smoke Out getroffen, um gemeinsam mit Ihnen gegen den Wietpas bzw. die niederländische Drogenpolitik zu demonstrieren.

Und dabei stand ein Tag vor diesem Event noch nicht einmal fest, ob ich überhaupt nach Amsterdam komme, da meine Partnerin ausgerechnet an diesem Samstag arbeiten musste, was nur alle zwei Monate einmal vorkommt. Ich habe sie dann an diesem Morgen zur Arbeit gebracht, danach habe ich unseren Hund bei Ihrer Mutter abgeliefert und dann konnte die Reise losgehen. Meine Partnerin ist nach der Arbeit von Ihrer Mutter abgeholt worden, sodass ich nicht auf die Zeit achten musste und den Tag entspannt angehen konnte.

Vor der Fahrt habe ich noch einmal meine Medizin eingenommen und eine Dosis (in Form eines Joints) meiner Medizin habe ich zur Reserve mitgenommen, falls ich in einen Stau komme und zwischendurch mal eine Pause machen würde. Das kam jedoch nicht vor und ich erreichte Amsterdam gegen 11 Uhr, wobei ich das riesen Problem hatte, dass ich nie Guthaben auf dem Handy habe und aus dem Grund niemanden vom “Kein Wietpas!” Team erreichen konnte. Ich entschloss mich, erstmal weiter nach Haarlem zu fahren, wo Nol van Schaik, einer der Initiatoren des 4:20 Smoke Out zwei Coffeeshops betreibt, und da mobo von “Kein Wietpas!” in gutem Kontakt zu ihm steht, habe ich gehofft, mobo im Coffeeshop Indica anzutreffen. Dem war nicht so, aber Nol hat mich sehr freundlich in Empfang genommen und hinter den Tresen an seinen PC gelassen, um mobo über Facebook zu kontaktieren. Nachdem mir das gelungen war entschied ich mich, mein Auto in Haarlem stehen zu lassen und mit der Bahn nach Amsterdam reinzufahren und ich denke, dass es sowohl finanziell als auch zeitlich die richtige Entscheidung war.

Die Purtüte aus dem Indica wirkte noch nach, als ich am Bahnhof von Haarlem meine vorgedrehten Joint von zuhause rauchte, um die Zeit bis zum Erscheinen der Bahn sinnvoll zu nutzen. Zu meiner Überraschung und wie sich herausstellte auch zu meinem großen Glück gibt es in der Bahn in Amsterdam kostenloses W-Lan, denn ich hatte mit mobo noch keinen konkreten Treffpunkt ausgemacht und am Bahnhof hätten wir uns warscheinlich nicht gefunden. Wir verabredeten uns für Barneys Coffeeshop, in dem wir uns dann auch trafen und ich den Rest vom “Kein Wietpas!” Team kennenlernen konnte (mobo kannte ich bereits vorher). Dort konsumierte ich einen Purjoint und einen nahm ich für das Smoke-Out mit, allerdings hätte ich mich besser schon direkt für den ganzen Abend eindecken sollen, da ich später nicht mehr die Gelegenheit bekam, mir meine Medizin für den restlichen Abend zu besorgen.
Eine dreiviertel Stunde vor dem Smoke-Out haben wir uns vom Barneys aus auf den Weg zum Stadhuis gemacht, was fast unser nächster schwerwiegender Fehler geworden wäre, denn wir bemerkten schnell, dass das Stadhuis 6 km entfernt ist und wir es zu Fuß unmöglich rechtzeitig erreichen können. Wie der Zufall so will, sahen wir auf unserem Weg ein Großraumtaxi am Straßenrand stehen und obwohl der Fahrer gerade Pause machte, versprach er uns, sobald er sein bestelltes Essen bekommen hatte, uns noch rechtzeitig am Stadhuis abzusetzen, wo wir dann auch um 16:15 Uhr eintrafen… Puhhh, das sollte wohl so sein.
Eine stattliche Menschenmenge war vor einer kleinen Bühne versammelt und die beiden Initiatoren – Peter Lunk und Nol van Schaik – heizten der Menge ein und stimmten den Countdown an, bis pünktlich um 16:20 Uhr eine riesige Rauchwolke den Vorplatz des Stadhuis in Nebel hüllte. Danach folgten noch einige musikalische Beiträge und Reden von Menschen aus den verschiedensten Ländern, u. a. trat auch Selassikai auf und Antonio Peri hielt eine spontane Rede. Insgesamt war der oder das Smoke Out in Amsterdam ein tolles Event, obwohl ich eigentlich noch mehr Besucher erwartet hätte.

Dies spiegelte sich leider auch auf dem anschließenden Festival wieder, welches etwas außerhalb von Amsterdam stattfand (keine Coffeeshops in der Nähe, um sich nochmal eindecken zu können), obwohl vorher auf dem Smoke Out noch eine ganze Menge Freikarten verteilt wurden. Da ich relativ spontan in Amsterdam war, hatte ich das Glück, mir im Vorfeld noch keine Karte gekauft zu haben und so konnte ich mir das Eintrittsgeld sparen. Ich war mit dem Team von “Kein Wietpas!” als Erster an der Halle, allerdings war ich der Einzige, der kein V.I.P. Ticket hatte. Die V.I.P. Gäste durften zuerst rein und ich musste noch warten, aber schon kurze Zeit später kam mobo mit einem V.I.P. Bändchen wieder raus… Der Wahnsinn oder? Leider konnte das auch nichts an der überdimensionierten Halle ändern, allerdings musste ich mir keine Gedanken mehr um meine Medizin machen, da im V.I.P. Bereich ständig Medizinal-Cannabis-Zigaretten kreisten. Unangenehm war es mir dennoch, keine eigene Medizin dabei gehabt zu haben. Der Höhepunkt des Festivals war neben verschiedenen Ständen von Head- und Growshops und einem Barbier ein großer Contest, bei dem vier Teams aus Großbritannien, Italien, den Niederlanden und Deutschland in verschiedenen Disziplinien wie z.B. möglichst schnell 1g Ice-O-Lator Hash durch eine(n) Bong zu rauchen gegeneinander antraten. Die deutschen konnten dabei hinter den Niederländern und den Briten den dritten Platz belegen, was aber eigentlich völlig nebensächlich war. Obwohl ich an diesem Tag auch etwas mehr Cannabis konsumiert habe als normal, möchte ich diesen Contest dennoch hier kritisieren, da diese exzessive Kifferei mit Sicherheit nicht mehr der Gesundheit dienlich sein kann und auch für die Außenwirkung finde ich es relativ unpassend. Mich wundert es, dass ich bisher nirgends Kritik zu diesem Contest gelesen habe!

Der ganze Tag in Amsterdam hat sich trotz einiger Komplikationen mehr als gelohnt und gegen 1 Uhr habe ich mich dann auf den Heimweg gemacht (erst mit der Bahn zurück nach Haarlem und dann weiter mit dem Auto). Um 3:15 Uhr war an der Grenze alles ruhig. Ich erwähne das, weil ich zwar Auto fahren darf, aber trotzdem noch nicht weiß, wie unwissende Polizisten auf mich reagieren. Selbstverständlich hatte ich auf dem Rückweg nach Deutschland kein Cannabis im Gepäck, da die Einfuhr auch für Patienten strengstens verboten ist, selbst wenn es meine Medizin ist, die ich vorher schon aus Deutschland ausgeführt habe (was ich streng genommen auch nicht darf, aber die Niederländer sehen das nicht so eng)! Als ich um halb fünf zuhause ankam, ging dann ein langer und ereignisreicher Tag zuende.