Ostern, Feiertage, man hat mal frei. Zeit beim morgendlichen Wake‘n Bake mal die Nachrichten zu lesen, bei denen man in den letzten Tagen nur der Überschrift etwas Aufmerksamkeit geschenkt hat und sie unter ‚lese ich später oder gar nicht‘ abgelegt hat.
Da war doch diese Nachricht von dem ehemaligen Gefängnisdirektor, bei dem man eine Hanfplantage gefunden hatte… Was hatte es denn damit auf sich?
Aha, offenbar hat man in Nieuw-Vossemeer bei einem Beamten, der tatsächlich mal Gefängnisdirektor war und nun in einer Position beim Justizministerium angestellt ist, eine kleine Hanfplantage mit 118 Pflanzen gefunden. Der Mann wurde suspendiert, eine Untersuchung läuft, und weitere Konsequenzen hängen vom Ausgang eben dieser Untersuchung ab. Wie die Zeitungen berichten, ist der Mann in der christlichen Gemeinde aktiv und wirkt an einer Stiftung mit, die Menschen in Not hilft.
Reizt das jetzt zur Schadenfreude? So mit dem Gedanken im Kopf: Ja, geschieht ihm Recht. Einer von denen fällt über die Gesetze die er vertreten und durchsetzen muss.
Kann man ja so sehen, nur hilft diese Betrachtungsweise niemandem weiter. Denken wir mal weiter…
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt kennt man noch wenig, vor allem nicht, warum er die Pflanzen angebaut hat. Bei dieser Menge, die Zahl sagt schließlich noch nichts über den Entwicklungsstand der Pflanzen aus, würde ich jetzt einfach mal annehmen, dass er das nicht macht um sein Gehalt aufzubessern, denn in der Position in der er im Justizsystem beschäftigt ist, dürfte das wohl ausreichen. Nehmen wir das jetzt einfach mal an, denn der Mann könnte so symbolisch für eine Menge anderer Menschen stehen, die im öffentlichen Dienst sind oder in Jobs arbeiten, in denen es nicht vorteilhaft ist, offen zu seinem Cannabiskonsum zu stehen. Denn auch in den Niederlanden kommt es unter Umständen nicht gut, für regelmäßige Besuche im Coffeeshop bekannt zu sein.
Evtl. gibt es auch eine medizinische Indikation. In dem Fall zählt der Mann zu den Patienten, welche sich gerne aus welchen Gründen auch immer, selber versorgen möchten. Auch dagegen ist überhaupt nichts einzuwenden.
Was es auch immer sei, was zu dieser Geschichte geführt hat, letzten Endes ist es jemand, der ein paar Pflanzen in seinem Haus großgezogen hat und dafür nun jede Menge Ärger bekommt. Und das in einem Land, in dem Cannabis zum Teil eine echte Touristenattraktion ist. Das merkt man spätestens, wenn die Touristen in Amsterdam auf die Nerven fallen, weil sie das 23te Selfie mit einem Coffeeshop im Hintergrund machen… Innerhalb von 15 Minuten!
Wie dem auch sei, eine Nachricht und die Gedanken dazu. Irgendwann werde ich dann bestimmt auch noch erfahren, warum das Ganze. Bis dahin sehe ich in meinem Kopf nun einen älteren Herrn, der am Sonntag in die Kirche geht, ein Herz für Bedürftige hat und ein paar Hanfpflanzen angebaut hat. Womit er ein Beispiel dafür ist, dass Cannabis nicht nur etwas für eine Klischeerandgruppe ist. Noch eins.
Nun ja, der Kaffee ist alle, der Joint ist ausgeraucht… Zeit was zu tun. Letzter Gedanke geht in die Richtung: Gibt es eigentlich eine Statistik, aus wie vielen Pflanzen die ganze tausenden Hanfplantagen bestehen, die jedes Jahr gefunden werden?
Der Gedanke landet nun auf dem ‚Musst Du mal nachforschen…‘ Stapel. Keine Zeit mehr. Werde jetzt erstmal Tomaten umtopfen solange ich noch nicht das in meinem Garten anpflanzen darf, was ich eigentlich eher wollte.
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