Am Donnerstag standen ein 49 jähriger Mann und seine 39 jährige Frau aus Bierum (Groningen) vor Gericht in der der Rechtbank Groningen. Die beiden haben sich des Anbaus, Besitzes und des Handeltreibens mit Cannabis schuldig gemacht. Die beiden waren Wiederholungstäter. Unverbesserlich, denen man hierzulande eine ungünstige Sozialprognose stellen würde.
Im Verfahren ging es um verschiedene Tatvorgänge:
- 2011: Produktion/Verarbeitung/Transport und Handel von Cannabis. Gefunden wurden 800 Pflanzen und 200 Stecklinge
- 2010: Besitz von 296 Stecklingen
- 2010: Besitz von 7770g Cannabis, 353 Pflanzen, 435 Stecklingen und 14 Mutterpflanzen
- 2010: Besitz von 273 Pflanzen und 200 Stecklinge
- 2014: 731 Pflanzen
Laut Angaben der beiden diente das Material dem Verkauf an verschiedene Coffeeshops. Dies geschehe aus Überzeugung. Bei dem Anbau verzichteten die beiden auf chemische Pflanzenschutzmittel auf rein biologische Art. Der benötigte Strom wurde ordnungsgemäß bezahlt und versteuert, bei den Anlagen legte man Wert auf guten Brandschutz.
Vertreten durch Anwalt Sidney Smeets ließen die Angeklagten wissen, dass sie von der derzeitigen Toleranzpolitik nichts halten, da sie nicht funktioniere. Richterin L.M.E. Kiezebrink sah das ähnlich und sprach die beiden frei. Ihr handeln sei im Sinne der niederländischen Toleranzpolitik, die Volksgesundheit zu verbessern und die “Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung”. Eben genau die Ziele, die politische Hardliner wie Opstelten und Hoes völlig aus den Augen verloren haben.
Die Nachricht über das Gerichtsurteil schlug in den Niederlanden ein wie eine Bombe: Alle wichtigen Nachrichtenportale berichteten über den spektakulären Prozess. Der Volkskrant titelte: “Die Hintertür der Coffeeshops ist geöffnet!”. Mehrere Politiker und Juristen gaben Statements ab. Ivo Opstelten nannte das Urteil “überraschend”, gab aber zu verstehen, dass das Urteil die derzeitige Politik nicht beeinflussen werde. Magda Bernden (D66) nannte das Urteil “bahnbrechend” und ist überzeugt davon, dass die derzeitige Politik sich nicht tragbar sei. GroenLinks Maastricht forderten Bürgermeister Hoes dazu auf, den Anbau in der Stadt zur Coffeeshopversorgung zu tolerieren.
Trotz aller Euphorie sollte man aber nicht zu hohe Erwartungen an das Urteil setzen. Groningen ist nicht Den Haag und wir reden hier nicht von einem Grundsatzurteil. Trotzdem wird hier natürlich deutlich, dass es sehr wohl Richter gibt, die von der alteingesessenen Linie abweichen und mutige Urteile fällen. Und das es überhaupt möglich ist, so zu urteilen.
Die Staatsanwaltschaft allerdings hat bereits verkündet, dass sie Berufung einlegen werde.
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