Gastbeitrag: Meldung der Polizei Maastricht

Mal wieder ein Gastbeitrag (bislang kamen übrigens alle von einem Leser, der jetzt demnächst hier fest schreiben wird). Er basiert auch wider auf einem Newsbeitrag.

Quellink: http://maastricht.dichtbij.nl/112/politie-e-mail-aan-buurtplatforms-rond-coffeeshops-wemelt-runnertjes

Das Nachrichtenportal Dichtbij berichtet in diesem Artikel über die Klagen von Anwohnern in Maastricht über Belästigungen durch Drogenkriminalität. Die Gemeinde hatte zum Beginn der Umsetzung der Wietpas Regelung dafür eine Meldestelle eingerichtet und diese hat konkrete Zahlen zu den bis jetzt eingegangenen Beschwerden an die Polizei weitergeben.

Die Polizei hat anschließend die Zahlen an diverse Vereinigungen von Bürgern, Nachbarschaften und Ladenbesitzern in Emails weitergeleitet. Viele der über 600(!) Meldungen beziehen sich auf die Situation in der Umgebung von Coffeeshops, dort soll es vor lauter Straßendealern wohl nur so wimmeln. Die Polizei bewertet die Meldungen der Bürger als positiv. Einmal pro Woche setzen sich zwei Angestellte der Gemeinde mit Polizisten und dem Vorsitzenden des Drug Teams der Gemeinde zusammen, befassen sich mit den Meldungen und geben eine Rückmeldung an die Bürger die sich beschwert haben. Allerdings kann man diese Meldungen auch anonym machen.

Da sich die meisten Meldungen wie bereits erwähnt auf die Belästigung durch Straßendealer beziehen, ist die Polizei daher besonders im Bereich der Coffeeshops aktiv, um diese zu bekämpfen.

Bürgermeister Onno Hoes hatte allerdings ca. eineinhalb Wochen zuvor auf einer Pressekonferenz noch mitgeteilt, dass die Polizei die Situation im Bereich der Coffeeshops die Sache unter Kontrolle hätte. Nach seiner Beurteilung soll es in dieser Gegend seit dem 1. Mai ruhiger geworden sein.

Kommentar:

Erst einmal möchte ich die Arbeit der Meldestelle und der Polizei loben. Denn diese arbeiten hier im Grunde für die Bürger und müssen viele unangenehmen Folgen der Wietpas Regelung schultern. Sie machen hier die Drecksarbeit für ein Prestigeprojekt konservativer Politiker. Das Herr Hoes als Mitglied der Partei VVD, welche der Hauptbefürworter des Wietpases ist, die Steigerung der Straßenkriminalität leugnet bzw. wegrelativiert , empfinde ich als Schlag ins Gesicht für diejenigen die sich wirklich engagieren.

Denn von einer vollkommenen Kontrolle kann bei über 600(!) Beschwerden, also ca. 10 pro Tag, nun wirklich keine Rede sein. Im Übrigen sollte klar sein, dass es eine Dunkelziffer gibt. Natürlich wird nicht jede Aktivität auch gemeldet.

Diese Entwicklung wurde im Vorfeld eindeutig angekündigt und ist absolut erwartungsgemäß verlaufen. Vor der neuen Regelung gab es diese massive Aktivität von Straßendealern nicht, denn sie war durch die Coffeeshops nicht lukrativ genug. Es war dort auch für Minderjährige gar nicht oder nur schwer möglich diverse verschiedene Drogen zu erwerben. Es ist zwar noch nicht zu 100% bestätig aber angeblich sind Cannabis Produkte in Maastricht nun billiger als vorher. Sollte sich dies tatsächlich bestätigen, werde ich diese Entwicklung weiter verfolgen.

Vielleicht hat man mit dem Wietpas also tatsächlich einen Bruchteil der Drogentouristen vertrieben aber man hat sich dadurch ein viel größeres Übel in die Straßen geholt.

Davon abgesehen, dass eine ernsthafte und repräsentative Übersicht über die angeblichen Probleme durch Drogentouristen noch immer ausbleibt, bin ich der Meinung, dass man sich mit dieser Aktion ins eigene Fleisch geschnitten hat. Eine andere Lösung der Problematik, wie z.B. die Verlagerung an die Stadtränder, hätte zwar aus meiner Sicht mehr Arbeit und weniger Prestige gebracht aber sicherlich nicht mehr Straßenkriminalität angezogen. In Venlo wurden beispielsweise vor Jahren einer der Shops an den Stadtrand verlegt (http://www.roots-oase.nl/). Dort stand ein großer eigener Parkplatz zur Verfügung. Die meist aus dem Ausland anreisenden Kunden haben somit nicht die Stadt verstopft. Dieser Coffeeshop ist allerdings seit dem 1. Mai dauerhaft geschlossen. Die Kunden ziehen nun also in die Stadt.

Es ist weiterhin fraglich, wie lange die leidtragenden Bürger noch bereit sind dieses Prestigeprojekt zu schultern. Spätestens bei den Neuwahlen wird sich dies zeigen.