Der Amsterdamer Coffeeshop “Eerste Hulp” ist ein Coffeeshop, wie man sich ihn wünscht: Politisch aktiv, in den Social Medias sehr aktiv (Weedporn vom Feinsten! Und zwar von der eigenen Ware) und eine exklusive Karte . Dazu die in Europa doch noch recht exotische Konsumform des “Dabben”, die dort groß geschrieben wird. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich, obwohl ich mit dem Shopbetreiber auf Facebook befreundet bin und ich von der gelebten Coffeeshopkultur noch nie da gewesen bin, was ich beim nächsten Amsterdam definitiv nachholen werde.
Heute habe ich auf Facebook eine Stausmeldung des Shops gesehen, die mich kurz aufschrecken liess! Heute gab es in dem Shop eine Polizeikontrolle.
Ich habe beim Betreiber nachgefragt und er bestätigte mir, dass es sich lediglich um eine Routinekontrolle handle und der Laden nur während der Kontrolle selbst geschlossen wurde. Die Kontrolle verlief positiv, die Polizei hatte nichts zu beanstanden. Was bleibt ist ein beklemmendes Gefühl für den Betreiber und sein Personal. Zu wissen, dass “die” jede Zeit vorbei kommen können und man auch ihren Wohlgefallen ausgeliefert ist, ist nie einfach für einen Gewerbetreibenden. Man hat Verantwortung gegenüber seiner Familie und auch seinem Personal. Und natürlich ist ein eigenes Geschäft immer auch die Verwirklichung eines Traumes. Ein Traum, aus dem man schneller aufwachen kann, als einem lieb ist. Die vielen hundert Coffeeshops, die in den letzten Jahren geschlossen wurden sind stille Zeugen von geplatzten Träumen.
Beim Kiffen in den Niederlanden geniesse ich ein Gut, dass man hierzulande wohl eher selten findet: Paranoiafreier Konsum! Klar hat sich die Stimmung in den letzten Jahren radikal gewandelt, aber noch immer hat man dort weniger schwer an der Last der (begründeten) Paranoia zu tragen. Hierzulande geht das nur mit einer Ausnahmegenehmigung, und selbst dann kann es zu Problemen kommen.
Dem Coffeeshopbetreiber allerdings sitzt die Angst oft noch im Nacken. Man ist immer abhängig von der aktuell lokal vorherrschenden politischen Stimmung und man muss ständig damit rechnen, dass es eine Kontrolle gibt, oder Quellen versiegen. Der tolerierte Verkauf birgt einen bitteren Nebengeschmack. Denn wenn ein Geschäft offen als “Drogenhandel” beschriftet ist und man sich um eine Lizenz kümmern muss, kann man sich nicht mehr verstecken. Man ist auf einem Präsentierteller.
Es wird Zeit, dass sich die Backdoor öffnet, es wird Zeit für eine richtige Legalisierung!
Aber zumindest im “1e Hulp” heißt es wieder: Business as usual!
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