“Ich möchte mich ganz herzlich bei allen für die Glückwünsche und die Unterstützung bedanken. Das tut uns richtig gut. Ja gut, es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Aber da sind wir noch nicht. Nicht, bevor dieses respektlose Verbot vom Tisch ist und jeder nach Belieben die Pflanzen in seinen Garten setzen kann, die er mag. Wir brauchen keine Gartenpolizei.”
Mit diesem Facebook-Posting äußerte sich Doede de Jong am 29. Oktober, nachdem vom Berufungsgericht Leuwaarden das Urteil “Schuldig ohne Strafe” verkündet wurde. Das Urteil schlägt in Holland schon jetzt Wellen. Alle Medien berichten von diesem Prozess, auch im Web, wo Doede in den Jahren seines Kampfes immer eine starke Unterstützung genoss, wird dieses Urteil nach bekanntwerden gefeiert. Worum geht es?
Schuldig ohne Strafe
Meines Erachtens nach ist Doede de Jong eine der wichtigsten, wenn nicht die wichtigste Person in den Niederlanden im Kampf gegen die Prohibition von Cannabis. Doede, 66 Jahre alt aus Appelscha, Friesland, Beruf: “Biologischer Wietanbauer”. Friese, vielleicht ist es das, was die Zähigkeit dieses Mannes am Besten beschreibt. Lieber tot, als Sklave! – so lautet der alte friesische Wahlspruch und Doede de Jong scheint das wirklich verinnerlicht zu haben.
Er baut seit Jahrzehnten Gras an, biologisch, Outdoor und ohne technische Hilfsmittel. Sein Ziel: Gras von sehr guter Qualität zu einem vertretbaren Preis zu produzieren. In erster Linie für den Eigengebrauch und der Überschuss ging an genehmigte Coffeeshops, alles öffentlich und trotzdem wird ihm seit jeher sein Handeln vorgeworfen und es gibt viele “Hausbesuche” der Behörden und ständig Ärger und Beschlagnahmungen. Eine “Ikone, ein Weed Märtyrer” wird er oft genannt, aber ich glaube, dass es ihm nur um die Sache und niemals um ihn selbst geht. So hätte Doede sicher mit dem ersten Urteil leben können, für all das Vorgeworfene wäre er in Deutschland bestimmt 5 Jahre mindestens im Knast gelandet. Zwei Monate auf Bewährung und 100 Stunden Sozialarbeit forderte das Gericht, Doede legte Berufung ein. Am 29. Oktober gab es das Urteil der Verhandlung vor dem Gerichtshof in Leeuwarden. Und dieses Berufungsurteil (so es einer eventuellen Berufung standhält) birgt wahrlich Potential für eine Änderung der niederländischen Cannabispoliziek Cannabispolitik. Das Urteil der vorigen Instanz wurde de facto vernichtet. Ja, Doede ist schuldig, aber er bekommt keine Strafe auferlegt! In der Urteilsbegründung hat der Richter eindeutig darauf Bezug genommen, dass Doede biologisch angebaut hat und seine Weed von der Qualität her dem “Schwarzmarktweed” weit überlegen war. Eine Gewinnabsicht erkannte das Gericht ebenso wenig wie ein strafbares kriminelles Handeln. Auch der VOC sieht in diesem Urteil einen Durchbruch in der völlig paradoxen und repressiven Cannabispolitik, die ja auch für das Achterdeurproblem verantwortlich ist. In der Urteilsbegründung zeigt sich, dass das Gericht sich wirklich Gedanken um die Cannabispolitik macht und viele Gesichtspunkte betrachtet hat. Es wird dort deutlich, das sich die politische Meinungsformung noch nicht ganz herauskristallisiert hat, aber den Weg wohl in einer Regulierung des Anbaus sieht. Das Gericht bezog in seine Betrachtungen unter anderem das Manifest Joint Regulation ein (Da geht es, kurz gesagt, um den Gemeindeanbau und Social Clubs). Es wird deutlich, dass sich die Richter Gedanken um die tatsächlichen gesellschaftlichen Veränderungen machen. Etwa 800000 Cannabiskonsumenten in den Niederlanden sind ja nicht weg zu regulieren und die Richter in Leeuwarden sehen das wohl auch so. Das ist wirklich ein Meilenstein für die holländischen Konsumenten.
Dass Doede de Jong immer noch eine Steuerzahlung von 230.000 Euro leisten soll, dass er nicht weiß, ob er sein Haus dann behalten kann, so er zahlen muss, die jahrelange, ständige Präsenz der Existenzvernichtung vor Augen und trotzdem zieht er das so durch. Mann, Mann, die Friesen haben wohl echt dicke Eier. Respect Doede en hartelijk bedankt.
Letzte Artikel von Streuner (Alle anzeigen)
- VVD stimmt für Legalisierung - 19. November 2016
- Positive Overlast? - 6. November 2016
- Offener Brief von Doede de Jong an die CDA - 23. Oktober 2016