Einem Coffeeshop das Leben schwer zu machen ist nicht sonderlich schwer. Nachts ein, zwei Schüsse auf den Shop abfeuern reicht sehr oft, um eine temporäre Schließung zu provozieren. Macht man dies ein zweites Mal ist die Chance sogar recht groß, dass der Betreiber seine Lizenz dauerhaft verliert. Man kann oft nur vermuten, wer hinter solchen Anschlägen steckt, denn gefasst wurde bisher noch niemand. Feinde haben Coffeeshops oft genug: Cannabishassende Konservative, Schutzgelderpresser oder schlicht die Konkurrenz (vor allem der klassische Schwarzmarkt).
Jetzt gab es wieder einen Fall, der für Kontroversen gesorgt hat. Auf einem Poller schräg gegenüber des Coffeeshops Splif in Purmerend (Noord-Holland) wurde eine Handgranate gefunden. Die komplette Umgebung wurde evakuiert und der Kampfmittelräumdienst (Opruimingsdienst Defensie, EOD) musste anrücken und den Fund beseitigen.
Schaut man sich die Örtlichkeit einmal an stellt man unweigerlich fest, dass der Poller eher vor der benachbarten Shisha-Bar steht als vor dem Coffeeshop selbst, trotzdem war es aber das Splif, das kurze Zeit später vom Bürgermeister Don Bijl (Seit Januar Parteilos, zuvor 50 Jahre Mitglied der VVD) für die Dauer von zwei Wochen geschlossen wurde, damit “der Frieden in die Nachbarschaft zurückkehren kann”.
Die Gemeinde ist sich zudem sicher, dass die Shisha-Bar keine Rolle bei dem Zwischenfall spielt. Woher diese Erkenntnis stammt ist hingegen vollkommen unklar, denn bis auf die Handgranate selbst hat die Polizei keine weiteren Beweisstücke sichern können, lediglich die Tatsache, dass sich vor einiger Zeit ein bewaffneter Mann im Shop aufgehalten habe könne als vages Indiz gewertet werden. Gefunden wurde dieser Mann von der Polizei jedoch nie. Ansonsten sei der Coffeeshop ein vorbildlich geführter Laden, mit dem es laut Bürgermeister nie Probleme gegeben habe.
Immer häufiger kommt es vor, dass Shops wegen solcher oder ähnlicher Vorfälle erstmal vorsorglich geschlossen werden. Warum dies von den Entscheidungsträgern getan wird ist zumindest nachvollziehbar: Man will Stärke demonstrieren und der Nachbarschaft suggerieren, dass man wieder für Sicherheit gesorgt hat.
Allerdings besteht meiner Meinung nach die große Gefahr, dass solche Schritte genau das Gegenteil bewirken. Zum einem dürfte wohl jeder, der sich mit der Thematik beschäftigt, wissen, dass man so leicht einen Shop schließen lassen kann und es somit auch ein beliebtes Mittel zur Erpressung der Betreiber werden lässt. Dies dürfte auch die Erklärung für das immer häufiger vorkommende Phänomen sein.
Wenn man sich die Serie der Drive-by-Shootings in Amsterdam vor einigen Jahren anschaut, stellt man fest dass diese schlagartig aufgehört haben, als die Gemeinde verkündet hat, dass man eben nicht mehr pauschal schließen wolle, wenn sowas passiert.
Der Vorteil von reguliertem Verkauf ist doch gerade eine verbesserte Rechtssicherheit. Shopbetreiber und Kunden haben im Gegensatz zum klassischen Schwarzmarkt die Möglichkeit, Rechtsverstöße, Überfälle u.Ä. anzuzeigen, ohne selbst eine Strafverfolgung zu riskieren. Wenn aber schon ein Waffenfund in der Nähe eines Shops eine Schließung mit sich bringt, dann wird man es sich zweimal überlegen, ob man sowas als Betreiber überhaupt zur Anzeige bringt. Und somit rutscht alles wieder dahin zurück, wo man eigentlich rausholen wollte: In die Unterwelt.
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