Erwischt auf dem Schwarzmarkt in Maastricht

Vor einigen Tagen hat mich ein Gastbeitrag erreicht. Der Verfasser möchte aus verständlichen Gründen anonym bleiben. Am vergangenen Donnerstag hat er versucht auf dem Maastrichter Schwarzmarkt einzukaufen und bekam es mit der örtlichen Polizei zu tun.

Sittard, Roermond oder Geleen sind mit dem ÖPNV schwer erreichbar. Daher versuchte ich am Donnerstag in Maastricht mein Glück. Es war schon nach Ladenschluss – also so gegen sieben oder halb acht Uhr abends, aber wegen eines Radrennens das direkt über den Maasboulevard führte war in der Stadt noch viel los. Auf dem Weg vom Bahnhof auf die andere Maasseite sah ich gleich, dass die Straßendealer natürlich nicht aus der Stadt verschwunden waren. Im Focus Headshop deckte ich mich mit Smoking Brown Papers ein, die man in Deutschland ja noch kaum bekommt ausser in Headshops, aber eben nicht an jeder Tankstelle oder Kiosk.

Ein Stückchen weiter wo man in das Wohngebiet und zum Parkhaus geht stand auch schon ein „Mann des Vertrauens“ – mit einem Pärchen aus Belgien – sie warteten auf den „Lieferanten“. Die Dealer in Maastricht arbeiten meist als Zweierteam. Einer bahnt das Geschäft an, der andere hat die Tütchen mit dem Wiet dabei. Ich sagte dass ich für 20 oder 30 kaufen wolle, aber es wurde auf 50€ Minimum bestanden. Während der Kollege des Tickers gerade im Anmarsch war, kam schon eine Nachbarschaftsbewohnerin und schickte uns dort weg. Ich wollte das Geschäft schon platzen lassen, aber ein Stückchen weiter war der gute Mann nun eingetroffen und die Gier siegte doch über die Vorsicht. Der Lieferant hatte eine Menge gleichgroße, vorabgepackte Tütchen in einer Tasche. Das sollten alles 50€ Packs sein – in Wahrheit waren es Packs zu ca. 3,5 Gramm – allerdings von hervorragender Qualität. Ganz klar ein Haze – auch wenn es gerade wohl Mode ist, dass jeder Strassenticker von Amnesia faselt – das war tatsächlich ein Haze und zwar ein gutes, wie ich nachher festellte. Nach dem Deal stopfte ich mir, in Kenntnis der brenzligen Situation, das Pack gleich in die Unterhose – wohl der weiseste Entschluss des ganzen Tages.

Denn gleich als ich aus der kleinen Gasse herauskam hupte auch schon ein Polizeiwagen hinter mir – die Ticker und die Belgier waren clever genug in die andere Richtung verschwunden zu sein. Ich ignorierte das Hupen aber es war chancenlos. Der Polizeiwagen hielt neben mir und die Polizisten stiegen aus und fragten direkt, ob ich Drogen dabei habe. Meine Umhängetasche und Einkaufstüte wurden penibel durchsucht – sogar frisch gekaufte Produkte wurden geöffnet. Ich musste den Tascheninhalt ausleeren und wurde körperlich abgetastet – allerdings nicht so genau, dass man mir lange im Schritt herumgefummelt hätte, so dass das gerade erstandene Pack nicht gefunden wurde. Während der Durchsuchung versuchte ich natürlich alles um abzulenken. Vor allem weil es mit den 3 Packungen Longpapers und sonstigem Zubehör aussichtslos war alles abzustreiten – es ging primär darum, dass das Pack nicht gefunden wurde, da es sonst konfisziert würde und dazu noch ein Bußgeld von 175 € drohte. Daher zeigte ich den Polizisten die gerade aus einer anderen Gasse kommenden Dealer, die von dort auf die kleine Gracht einbogen – das interessierte sie nicht. Statt den Dealern war es wohl eher ihr Ziel die Kunden aus der Stadt zu vergraulen – da rechnen sie sich wohl bessere Chancen aus als bei den “Profis”. Spätestens als ich den Zwanziger, für den ich zuerst einkaufen wollte, aus der Hosentasche zog (den ich zunächst dem Ticker in die Hand drücken wollte bevor es hieß: „Erst ab 50“ das andere Geld war gesondert im Portemonaie, was sie auch kontrollierten) sagte ich, dass ich versucht habe etwas Wiet zu kaufen, aber es durch ihre schnelle Anwesenheit nicht dazu gekommen sei und ich für den besagten Zwanziger etwas kaufen wollte.

Die Durchsuchung zog sich trotzdem noch eine Weile aber ich sah, dass sie den Köder geschluckt hatten. Generell waren die niederländischen Beamten freundlicher als unsere deutsche Polizei.  Man sah jedoch klar, auf was sie gebrieft waren. „New Rules – No Drugs“ wie es die Verkehrsschilder auf der Autobahn im Frühjahr 2012 verkündeten war noch immer – oder gerade jetzt, ihre Devise. Die ganze Zeit wollten sie meinen Personalausweis und als ich ihn dann letztlich herausrückte, meinten sie, dass sie mich nun als Overlast-Verursacher ins Computersystem in NL eintragen wollten und ich beim nächsten Mal nicht mehr mit solcher Milde rechnen könne. „Terug naar Duitsland – zurück nach Deutschland“ wurde mir ganz klar befohlen – sozusagen wurde ich registriert und bekam eine Art „Maastricht-Verbot“ – ich wurde per Polizei aus der Stadt geworfen.  Ich hätte Versucht Drogen auf der Straße zu kaufen in einem Gebiet in dem es viele Drogendealer gebe – auf meine Entgegnung ich habe ja nur Wiet kaufen wollen und das habe es doch noch vor kurzem geduldet direkt gegenüber im Kosbor gegeben spulten sie nur ab: „Aber jetzt nicht mehr – nun sind neue Regeln.“ Ja, Onnos Regeln die kein Mensch versteht. Die Anwohner hatten dort nie Drugsoverlast – erst seitdem das Kosbor keine Ausländer mehr bedienen darf ist das dort so. Die Anwohner tun mir leid – ebenso wie die Polizisten die unnötige und für alle schädliche neue Gesetze umsetzen müssen. Wieviel und welche Art Overlast gab es vor der Ausländerfeindlichkeit und wieviel gibt es jetzt – und ist es nun arbeitsintensiver und schlimmer als zuvor oder nicht?

Das Ziel ist ganz klar. Keine ausländischen Touristen mehr in Maastricht die auch an Cannabis interessiert sind. Selbst bei Verdacht ohne gefundene Drogen (Die Polizisten machten ganz klar dass sie nicht mehr zwischen Harddrugs und Softdrugs differenzieren wollen) wird hart vorgegangen um (potentielle) Drogentouristen aus der Stadt zu vertreiben.

Mit einem beklommenen Gefühl lief ich am geschlossenen Kosbor vorbei und wollte echt nur noch schnellstmöglich die Stadt verlassen, da traf ich meine Lieblings-Mitarbeiterin aus dem Kosbor. Sie stand mit einigen Freunden vor dem Focus-Headshop und hatte die ganze Aktion (wie die Polizei mich auf der Straße durchsuchte) mitbekommen. Wir holten uns im Focus eine Cola und redeten ein wenig. Sie meinte, die Polizisten wollten mich nur verängstigen, hätten aber nichts in der Hand und ich könne und solle mich ganz normal in der Stadt bewegen. In Maastricht ist wirklich Kriegsgebiet und nichts anderes mehr. Man bekommt auf der Straße nach wie vor an jeder Ecke etwas (zu überhöhten Preisen aber die Qualität stimmt und ist besser als in den Coffeeshops in Roermond/Sittard/Geleen) – aber Polizei und Anwohner liegen auf der Lauer und der Kauf ist riskant – für jeden der keine Privatadresse hat. Das Overlast-Ding ist zum Selbstläufer geworden. Die Belgier und ich haben nicht mehr Overlast verursacht als andere Leute, die 5 Minuten an einer Ecke stehen und sich unterhalten. Nichts war laut, kein Müll wurde weggeworfen etc. – es stand auch keine Menschentraube um den Dealer. Aber die Nachbarin fühlte sich trotzdem herausgefordert aus dem Haus zu gehen und uns verscheuchen zu wollen – und sie hat wohl auch die Polizei gerufen, die allerdings nach 1 Minute schon vor Ort war. Die gute Frau hat ihre Wohnung gleich neben einem Coffeeshop gewählt – und nun stehen bei ihr eben die Dealer vor der Tür – aber nur durch die Politik ihres Bürgermeisters. Die Polizei kämpft gegen Windmühlen und wenn sie doch gewinnen sollte, wird Maastricht zu einem langweiligen Friedhof für Renter – das junge Flair wird jedenfalls aus der Stadt verschwinden und das bei einer ehemals so lebendigen Stadt mit Kunsthochschule etc.

P.S. Der Focus-Headshop hat Flyer von Anthony Morato vor der Kasse – das ist ein Modegeschäft in Maastricht, dessen Inhaber endlich mal klar gesagt hat, dass die Diskriminierung von Touristen, die auch gern mal, neben dem sonstigen Shopping, einen Coffeeshop besuchen, schlecht für´s Geschäft ist.

Der Bericht zeigt, dass sich in Maastricht die offizielle Linie seit Mai 2012 kein Stück weit verändert hat – im Gegenteil, es ist seit Mai 2013 schlimmer geworden als es jemals zuvor war. Die Polizei in Maastricht ist scheinbar nur noch dafür da sogenannte Drogentouristen aus der Stadt fernzuhalten. Eigentlich eine interessante Stadt für Kriminelle – für richtige Straftaten dürften kaum noch Kapazitäten vorhanden sein.